CYBORGS  Synthesizerwissen
Kompakt
Teil 4: Synthesizer-Module II
  Noise und Filter

CYBORG SYNTHESIS  ©     (AUSGABE 1982-2002)
Die kommerzielle Nutzung der vorliegenden Texte, auch auszugsweise, bedarf
    der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Ich berufe mich auf das Urheberrecht.
(Gerichtsstand Dillingen/Donau)
Erklärende Klangbeispiele, zusätzliche und bessere Abbildungen, Patches, Querverweise,
historisches u.v.a. gibt es aus Platzgründen nur auf der Kurs-CD!

 NOISE

       Sicher gibt es nichts, was einen Studiofreak mehr nervt wie Rauschen. Er investiert meist bereitwillig Unsummen in rauscharme Mixer, Effektgeräte, Verstärker, Kabel, Tonbandmaschinen und Rauschunterdrückungssysteme. Wer hier meint, man könne doch das Rauschen einfach rausschneiden oder rausfiltern ist auf einem ganz morschen Holzweg. Das ganze Frequenzspektrum des Rauschens herausschneiden heißt nämlich nichts weiter wie Abschied von jeglicher Verstärkung, Tonaufzeichnung usw. zu nehmen. Kurz, es gibt nichts was nicht rauscht. Die Gemeinheit ist obendrein, daß sich der Frequenzbereich des Rauschens über den gesamten Frequenzbereich erstreckt und nicht nur über den hörbaren.. Es reicht vom Infraschall (Sub-Audio, unterhalb der Hörgrenze) bis die allerhöchsten, uns bekannten Frequenzbereiche (Hintergrundstrahlung aus dem Interplanetaren Raum).

        Doch genug davon, diese Sorgen wollen wir nicht teilen denn in unserem Synthesizer soll es mit voller Absicht rauschen was das Zeug hält, dazu gibt’s sogar ein spezielles Modul. Die Baugruppe, die uns das ermöglicht ist der Rauschgenerator, meist NOISE genannt. Hier wird ein möglichst präzises Rauschen erzeugt, was gar nicht so leicht ist, auch wenn es sich wie ein Widerspruch anhört.
         Ein Frequenzgemisch, in dem alle Frequenzen, alle Obertöne enthalten sind und bei dem diese statistisch alle die gleiche Amplitude aufweisen, nennt man WEISSES RAUSCHEN (WHITE NOISE). Fast immer findet man auf der Frontplatte des Synthesizers neben dem WHITE NOISE auch noch die Bezeichnung PINK NOISE. Beim ROSA RAUSCHEN werden die hohen Frequenzanteile meist durch Festfilter bedämpft. Mein Edel-Noisemodul, das es in der Form tatsächlich einmal gab, besitzt sogar die Möglichkeit die Färbung des Rauschens frei einzustellen (von Rot: tieffrequente Teile überwiegen stark, bis Blau: hochfrequente Anteile dominieren) In der Tontechnik wird ROSA RAUSCHEN zum Einmessen von Beschallungsanlagen  genutzt, es entspricht mit seinem Spektrum am ehesten dem Frequenzgang eines durchschnittlichen Musikprogramms.
        Aber bitte, keine weiteren Sorgen über das Rauschen machen! Ich habe einmal den „großen Genuß" gehabt, bei einer Gartenfete zwischen Peter Baumann (BME-Musikelektronik) und Manfred Fricke (MFB - Elektronik) zu sitzen. Stundenlang stritten sich die Beiden über die korrekte statistische Verteilung der Obertöne in verschiedenen Rauschspektren - Dagegen hilft nur ein Rausch anderer Art ! (Hihi!!)

Auch hier das „Kochrezept" für das weiße Rauschen:
Obertonspektrum  : alle Obertöne (harmonische u. nichtharmonische)
Amplitudendämpfung  : im Idealfall, also theoretisch= 0

      Die Synthesizer Elektronik sollte das Rauschen mit einer Amplitude von 10 Volt zur Verfügung stellen. So kann man mit dem Rauschen universell als Signal - und /oder Steuerspannung arbeiten. Es wird als Signalspannung für sehr viele Instrumentalsynthesen benötigt. Flöte, Pfeifenorgel, Harmonium, gepfiffene Töne, alles schreit förmlich nach Rauschen, aber auch „Naturgeräusche" lassen sich nicht „ohne" realisieren (Wind, Brandung ....).


RANDOM
          Gleich nach dem Abschnitt über das Rauschen will ich die RANDOM - Spannungen erläutern obwohl wir momentan noch voll bei den Modulen sind, die in der Hauptsache als Signalerzeuger dienen, doch die Nähe zum Noise-Generator bietet sich an :
Eigentlich sind RANDOM Spannungen nichts anderes, wie sehr tieffrequente Anteile des Rauschens. Da sie unterhalb des Hörbereiches liegen,  kann man sie ausschließlich als Steuerspannungen verwenden ( max. ca. 10 Hz). Sollte ein Hersteller auch beim RANDOM verschiedene Varianten bereitstellen, ist das nur zu begrüßen (Random, Slow Random, variables Random). Hierüber ist nichts weiter zu sagen, auch mit der Random-CV kann man sonst statische Klänge durch Modulation gezielt lebendiger machen.

SIGNAL - UND STEUERSPANNUNGS - MISCHER

             Mischer (neudeutsch MIXER) sind für alle Arten von Spannungen sinnvoll einzusetzen wenn es darauf ankommt ein bestimmtes Mischungsverhältnis herzustellen. Ohne Mixer kann man zwar mehrere Spannungen durch einfaches zusammenstecken mischen, aber eben ohne die Würze der Abstimmung. Ein Allround - Synthesizermixer sollte eine Übersteuerungsanzeige haben, so daß der Ausgangspegel der Spannungen nicht zu hoch wird und es dadurch an den nachfolgenden Baugruppen zu Funktionsstörungen oder Verzerrungen kommen kann. Da auch Steuerspannungen gemischt werden sollten, muß wie beim noch zu beschreibenden VCA der MIXER auch Gleichspannungen verarbeiten können. Wenn man irgendwoher aus dem Modulsystem stabile Gleichspannungen bekommt (10 Volt positiv oder negativ), kann man so auf einfache Weise „Lageverschiebungen" von Steuerspannungen vornehmen (siehe auch CV - PROZESSOR). Ein Mischer nur für Signalspannungen hat in einem guten Modulsystem wenig zu suchen da er zusätzliche CV-Mixer nötig macht und somit Platz und Geld verschwendet.


FILTERFILTERFILTER

DER SPANNUNGSSTEUERBARE  FILTER (VCF)

        Nachdem wir uns ausgiebig damit beschäftigt haben wie verschiedene Wellenformen der Signalquellen aussehen, wollen wir nun dazu übergehen diese mehr oder weniger langweiligen Schwingungsformen soweit zu „verbiegen" bis sie weder von der Form her, noch vom Klang wiederzuerkennen sind. In der Musikelektronik benutzt man zu diesem Zweck einen, oder mehrere FILTER. Diese Filter müssen für unsere Anwendung natürlich wieder spannungssteuerbar sein um möglichst viele, farbige Klänge produzieren zu können, das ist ja klar, oder ?
        Was aber ist nun ein Filter ?? Einen Filter, den wir sicher alle kennen ist der Kaffeefilter. Er ermöglicht uns den Genuß der braunen Brühe ohne den störenden Kaffeesatz. Das sind nur Albernheiten ? Zugegeben, nicht ganz sachlich der Vergleich, aber auch nicht so ganz abwegig denn der Kaffeefilter trennt flüssige und feste Stoffe voneinander, also Stoffe unterschiedlicher Teilchengröße. Die uns interessierenden Filter  „trennen" Schwingungen unterschiedlicher Wellenlänge. Hinter dem Begriff der Wellenlänge versteckt sich wieder einmal eine physikalische Größe, die sich aber ganz leicht errechnen läßt, was uns aber nicht zu belasten braucht. Wir müssen uns nur merken:
 

Je höher die Frequenz, desto kürzer die Wellenlänge einer Schwingung.
        Der Effekt des Filters in der Synthesizertechnik soll in der Veränderung des Klanges der Signalspannungen liegen. Im Prinzip ist einfach zu verstehen wie er das macht: Erinnert Euch mal wieder daran, daß jede Wellenform aus einer Mischung verschiedener Sinuswellen besteht. Verändert man die Amplitudendämpfung eines solchen Gemisches, verändert sich zwangsläufig auch dessen Klangbild. Genau das ist es, was ein Filter macht, die Dämpfung bestimmter Frequenzanteile zu verändern.  Sollte jemand einmal Gelegenheit haben diesen Vorgang mit Hilfe eines Oszilloskops zu verfolgen dann wird er selbst sehen wie stark sich bei Veränderung der Filtereinstellungen die Kurvenformen verändern. (Ich glaube, das mit dem Oszi hab ich schon ganz am Anfang empfohlen)
        Die Wirkungsweise unserer spannungssteuerbaren Filter ( VCF´s) beruht also auf der selektiven Erhöhung der  Amplitudendämpfung. Es werden also nicht alle Obertöne gleichzeitig oder gleich stark bedämpft, sondern nur die, eines bestimmten Frequenzbereiches. Doch dazu gleich genaueres. Es ist also nicht möglich, mit Filtern neue, in der ursprünglichen Wellenform nicht enthaltene Obertöne zu erzeugen. Dieses Verfahren, also dem verändern von Klängen durch „Wegschneiden" von Obertönen nennt man auch  SUBTRAKTIVE SYNTHESE.

       In unseren Synthesizern findet man verschiedene Arten von VCF´s. So gibt es TIEFPASS - HOCHPASS - BANDPASS - BANDSPERR - und RESONANZFILTER. Doch laßt uns von Anfang an beginnen....


DER TIEFPASSFILTER  (Low Pass , LP)
           Einen Tiefpassfilter wird man in allen Synthesizern finden, es ist sozusagen der normale Filter". Schon aus dem Namen kann man seine Aufgabe ableiten. Tiefpassfilter sollen die tiefen (längerwelligen) Frequenzen passieren lassen und  höhere Frequenzen des Obertongemisches zunehmend bedämpfen (sperren).
           Lenken wir unsere Aufmerksamkeit wieder Kurvenformen, Frequenzspektren und Amplitudendämpfungen zu um das zu verstehen. (Endlich mal wieder !!)  Beim genaueren Betrachten der Abbildung  fallen ein paar Begriffe auf, die bisher noch nicht behandelt wurden. Diese Begriffe sind   "GRENZFREQUENZ" , "STEILHEIT" und „RESONANZ". Später kommt noch der Begriff der „BANDBREITE" hinzu. Und, wie gewohnt folgen die Erklärungen, die dann auch für alle anderen Filtertypen gelten:

Die Grenzfrequenz   (FG)
        Sie wird bei Synthesizern verschiedener Herkunft "natürlich" auch immer wieder anders genannt, man liebt es offenbar, sich von Konkurrenten auf dem Markt wenigstens durch phantasievolle Namengebung abzusetzen. Ich denke da nur mal an die Bezeichnungen "CUTOFF FREQUENCY" , "BASISFREQUENZ" oder einfach "FREQUENZ". Gemeint ist in jedem Fall  ein bestimmter Punkt im Arbeitsbereich eines Filters. Dabei spielt es keine Rolle um welchen Filtertyp es sich handelt. Vorab „knalle" ich Euch erst einmal die technische Definition für die Grenzfrequenz hin:
 
Mit der Bezeichnung Grenzfrequenz benennt man den Punkt einer Filterkurve, an dem das Eingangssignal um  3 dB (Dezibel) bedämpft wird.
        Alles Klar ?? Nein ?? Also um die Definition mit den 3 dB usw. braucht Ihr Euch nun wirklich keine Sorgen zu machen. In der Praxis ist es völlig nebensächlich den 100 %igen Punkt zu kennen, das überlassen wir den Haarspaltern und kümmern uns um wichtigeres! Wichtig zum Beispiel ist, das erkannt wird, daß durch den Tiefpassfilter die Amplituden derjenigen Frequenzen bedämpft werden, die oberhalb der Grenzfrequenz liegen, die tieferen können ungedämpft passieren.
         Ich werde an dieser Stelle wegen der Wichtigkeit, diese Vorgänge zu verstehen, noch einmal rekapitulieren: Was genau geschieht denn nun mit einem Klang durch Filterung? Schlagt doch gleich noch mal nach bei der Abbildung Schwingungsformen, Rechteck.  Dort hatten wir aus vielen Sinuswellen eine zunehmend obertonreichere Mischung hergestellt bis wir annähernd ein Rechteck als Resultat erhielten. Bei der Filterung durch einen Tiefpass geschieht nun fast das genaue Gegenteil. Das heißt also, wir haben als Ausgangsposition den Regler der Grenzfrequenz auf „Maximal" gestellt. Man sagt zu diesem Zustand auch: "der Filter ist offen" und meint, der Filter hat keinen Einfluß auf den Klang des Signals. Wenn wir nun den Filter langsam schließen werden wir bemerken, daß das Signal mit geringer werdender Grenzfrequenz immer Obertonärmer wird und somit wärmer, weicher klingt. Kurz bevor der Filter völlig „zu" ist, hören wir dann eigentlich nur noch den Grundton des Signals welches wir an den Filtereingang gelegt haben. Dies ist letztendlich eine Sinuswelle, nämlich die der Grundfrequenz, des 1. und damit amplitudenstärksten Obertones. An dieser Stelle wird es Euch auch einleuchten weshalb Synthesizerhersteller den SINUS als Wellenform am VCO so selten zur Verfügung stellen: Nur eine „Harmonische", nichts zu filtern also ! Wer das nun alles ausprobieren möchte, sollte darauf achten den Filter vorerst nur von Hand zu steuern, der Effekt wird dabei deutlicher.

Die Steilheit
       Es gibt, wie sicher schon viele von Euch gehört haben, Filter mit 12db, Filter mit 18dB und solche mit 24dB pro Oktave. Was bedeutet das nun und ist das ein Qualitätsmerkmal eines Synthesizers ? Mit den Zahlenangaben in "dB" (Dezibel) gibt man bei Filtern deren Steilheit an und meint damit wie exakt sie in der Lage sind, die gewollten von den ungewollten Frequenzbereiche zu trennen. Die Bezeichnung dB dabei keine Maßeinheit im üblichen Sinne. Mit ihr wird ein Verhältnis, im speziellen Fall das Verhältnis der Ausgangsspannung zur Eingangsspannung beschrieben, das zu wissen reicht uns vorerst.

        Das Idealbild von Filter wäre für Techniker ein Filter mit einem übergangslosem Schnitt und damit mit einer knallharten Trennung der Frequenzbereiche. Dies läßt sich jedoch technisch nicht durch solche Filter realisieren und so müssen wir eine „Übergangszone" in Kauf nehmen. Je größer die Steilheit eines Filters ist, desto kleiner ist dieser Bereich. Die Zahlenangabe, z.B. 12db/Oktave, gibt Auskunft darüber, wie stark eine Signalamplitude in Verhältnis zur steigenden Frequenz bedämpft wird. Zwei Beispiele verschiedener Steilheiten sind in der Abbildung zu sehen.

         Solange es Synthesizer gibt, gibt es auch das Märchen vom besseren 24 dB Filter. Besser - schlechter ?? Alles Unsinn und nur was für Leute, die immer wieder Zahlen brauchen um sich (oder ihre Gerätschaften) zu vergleichen. (PS beim Auto, Brennweiten bei Teleobjektiven, Wattleistung des Ghettoblasters, Zentimeter bei ... ääh !)
  In der Synthesizer - Praxis kann man nur sagen, daß Filter eben unterschiedlich klingen. Obwohl ein 24 dB Filter knackiger, aggressiver klingt, kenne ich dennoch viele 12 dB Filter, die ich nicht ums Verrecken eintauschen würde. Häufig sehen kann man es bei gut ausgestatteten Modulsystemen: Da hängen in seeliger Eintracht nebeneinander Filter unterschiedlicher Steilheit von MOOG, OBERHEIM, ROLAND, PPG und so weiter, denn die meisten Filter besitzen obendrein „von Haus aus" einen ganz eigenen Klangcharakter. Ursache dafür sind einfach unterschiedliche Schaltungstechniken im Innern der Elektronik. Verschiedene Filter an ihrem Klang zu erkennen ist jedoch eine Sache für Spezialisten mit einem guten Gehör. (Wetten das ?)
         Abschließend sei noch bemerkt das die Steilheit nicht veränderbar ist, da sie konstruktionsbedingt ist. Einige Synthesizer haben jedoch Schalter, mit denen man zusätzliche Filterstufen zuschalten kann um so die Steilheit zu erhöhen. Beim Oberheim OBX-8 heißt das zum Beispiel: „2-Stage / 4-Stage"

Die Resonanz
        Synthesizerfilter besitzen fast alle einen Regler, der mit "RESONANZ", "PEAK", "REGENERATION", "FILTER SWEEP", „Q" o.ä. bezeichnet ist. Entzückende Vielfalt, oder ?  Mit diesen Reglern ist es ohne Probleme möglich, in den unpassendsten Momenten die fürchterlichsten, alle Mischpulte übersteuernden und unsere Ohren aufs äußerste strapazierende Heul- und Pfeifgeräusche zu hervorzaubern. Diese lieblichen Töne entstehen durch den Resonanzeffekt.
        Mit Resonanz bezeichnet man die Möglichkeit von Filtern, Frequenzen an der Stelle des Grenzfrequenzpunktes durch Anheben der Amplitude zu verstärken. Das übrige, den Filter passierende Signal wird dabei zunehmend stark bedämpft. Schließlich schwingt der Filter von selbst und erzeugt, ähnlich einem VCO, eine Frequenz, die der Grenzfrequenzeinstellung  entspricht. Bringt man einen Filter auf diese Art zu „jubeln", kann man getrost das Eingangssignal abschalten , er erzeugt noch immer eine reine Sinusschwingung. Da es möglich ist, die Tastatursteuerspannung zum Verschieben der Filter - Grenzfrequenz zu benutzen, ist es bei exakt arbeitenden Filtern möglich, diese als Sinus - Tongenerator oder als hervorragenden Steuerspannungserzeuger zu gebrauchen. Damit diese Töne exakt über die Tastatur gespielt und mit VCO´s sauber gestimmt werden können, müssen auch sie „FINE TUNE - Regler" zum Stimmen und einen CV - Eingang haben, hinter dem ein Exponentialkonverter für die notwendige Umwandlung auf  1 Oktave pro Volt sorgt. (Siehe VCO)
           Warum aber die ganze, kitzlige Fummelei ?? Auf die Idee mit dem Resonanzregler ist man sicher gekommen weil auch alle natürlichen Instrumente Resonanzen aufweisen. Jedes Instrument, auch unsere Stimmen klingen nur deshalb so unverwechselbar (krächtzz !) weil sie aufgrund vieler typischer Resonanzen einige Bereiche des Frequenzspektrums besonders hervorheben. Bei natürlichen Instrumenten werden die Resonanzfrequenzen u.a. durch die Größe und Form der Klangkörper, durch die Wahl des Materials (z.B. der Holzart) und ähnliches abgestimmt. Versucht Euch mal vorzustellen wenn man eine Geige aus Obstkistenholz herstellen würde, da nützen auch die Originalmaße der STRADIVARI nicht die Bohne. Das Ding dürfte klingen wie ein, Verzeihung: IKEA - Schuhschrank.

Resonanzen und typische Basiswellenformen einiger "natürlicher" Instrumente
Instrument
Resonanzfrequenz (ca.)
Basiswellenform
Querflöte
800 Hz
asymm. Puls
Klarinette
1000 - 2000 Hz
Rechteck
Oboe
1300 - 1700 Hz
asymm. Puls
Trompete
1500 Hz
Sägezahn
Tuba
250 Hz
Sägezahn
Geige
400 Hz
Sägezahn
Cello
200 Hz
Sägezahn
Baß
100 Hz
asymm. Puls
* = am besten mehrere Resonanzen im genannten Bereich einsetzen

       Doch vom Wohnmöbel zurück zu den Synthesizern: Eine Wellenform verändert sich durch Resonanz weil ein oder mehrere Obertöne „verstärkt" werden und sich damit auch mal wieder die Summe aller Obertöne, und somit der Klang verändert. Die Wichtigkeit von Resonanzfiltern hat sich bisher nur wenig rumgesprochen. Leider kann man feststellen, daß einige Hersteller statt guter technischer Ausstattung immer öfter unnütze Spielereien und oberflächliche Gags anpreisen. So kommen auch nicht alle Filter ohne Eingangssignal in Resonanz, sie eignen sich also nur mit Einschränkungen als Synthesizerfilter. Ganz toll ist es natürlich, wenn auch die Höhe der Resonanz durch eine CV steuerbar ist.
     Will man einen „normalen" Filter auf  seine Resonanzeigenschaften testen, sollte man darauf achten, daß sich alle Regelungen „weich" und stufenlos vornehmen lassen. Bei einigen Filtern bekannter Firmen kommt es häufig zu Übersteuerungen und schon klingt es rauh und verzerrt. Bei einigen programmierbaren Billiggeräten fällt beim Ausprobieren auf, daß sich die Filter nur in 8 bis 16 Stufen einstellen lassen und das ist wahrhaftig absolut unbrauchbar für einen Synthesisten. (siehe auch Testberichte und Tips auf meiner Homepage)

Resonanzfilterbänke / Festfilterbänke
      Ganz edle Stücke sind sogenannte Resonanzfilterbänke. Mit diesen kann man mehrere bestimmte Bereiche im Klangspektrum beeinflußen.  Diese Bänke bestehen aus mehreren, meist nicht spannungssteuerbaren Filtern, bei denen nur die Grenzfrequenz und die Resonanz eingestellt werden können. Sie werden eingesetzt um Klangsynthesen zu verfeinern oder spezielle vokale (stimmhafte) Sounds zu erzeugen. Spannungssteuerbarkeit wäre hier sicher auch nicht unbedingt sinnvoll, der Witz bei „natürlichen Resonanzen" ist nämlich der, daß diese konstruktionsbedingt feste Plätze in einem Klangspektrum haben. (oder hat schon mal jemand eine Geige während eines Konzertes wachsen oder schrumpfen gesehen ??)  Man nennt sie auch  FESTFILTERBÄNKE. Gut brauchbar sind wenn man 3 - 8 Einzelfilter, jeweils mit Frequenz und Resonanzreglern nutzen kann.

Vorsicht!
Bei manchen Geräten kann es vorkommen, daß die Signalspannungen durch Resonanz auf sehr hohe Werte ansteigen. Bei einem Synthi der Firma Roland (SH 101) erlebte ich einmal einen Wert von über 30 Volt - und meine, bis dahin  treue REVOX - Bandmaschine verabschiedete sich mit durchgeschmorten Eingangsverstärkern. (siehe Testbericht auf der Homepage)



Der Hochpassfilter (High Pass, HP)

      Die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie beim Tiefpass gelten auch im übertragenem Sinne für den Hochpassfilter. Da alle wichtigen Details zuvor beschrieben wurden, muß ich nur auf die Besonderheiten eingehen: Ein HP sieht üblicherweise genauso aus wie sein LowPass-Kollege. Auch bei ihm wird die Grenzfrequenz durch die Summe aller Steuerspannungen (Frequenz-Regler, FINE-REGLER, CV-INPUTS usw.) geregelt bzw. gesteuert. Bei steigender Steuerspannung verschiebt sich die FG hin zu den hö-heren Frequenzbereichen. Was beim Hochpass wirklich anders ist wird sich nun jeder denken können: Er soll nämlich die hohen Frequenzen passieren lassen und dagegen aber diejenigen unterhalb der Grenzfrequenz sperren.

             Hochpassfilter sind für die Erzeugung der unterschiedlichsten Klänge unersetzlich. Da alle natürlichen Klänge aufgrund der stets zuerst verklingenden hohen, amplitudenschwächeren Obertöne eine Tiefpasscharakter haben, kann man mit einer Hochpassfilterung sehr einfach gewollt synthetisch klingende, ungewohnte Sounds produzieren. Oft ist ein HP aber auch bei Instrumentalsynthesen notwendig wenn z. B. die amplitudenstarke Grundwelle (1. Harmonische) abgeschwächt werden soll (Klavier).  Gute Hochpassfilter sind recht selten. Meist werden einem nur billige passive Filter angeboten deren Qualität kaum an die Klangregler eines Radios heranreicht. - an eine Spannungssteuerbarkeit und Resonanzregler erst gar nicht zu denken! Ein Stagesynthesizer mag noch ohne HP auskommen, ein Modulsystem „ohne" ist wie ein Auto ohne Lenkrad !



Bandpassfilter
        Wer nun noch immer nicht genug hat und nach immer neuen Möglichkeiten der Klangverformung sucht, ist sicher ein echter Synthesist. Doch dem kann geholfen werden, so bieten sich bestimmte Kombinationen von Hoch - und Tiefpassfiltern an um neue Klangeffekte zu erzielen.
        Läßt man beispielsweise ein Signal oder Signalgemisch beide Filter nacheinander  passieren (Reihenschaltung), so kann man sowohl tiefe, wie auch hohe Frequenzanteile bedämpfen. Was schließlich vom Eingangssignal noch erhalten bleibt hängt von der Einstellung der Grenzfrequenzen beider Filter ab. Man muß beachten, daß die Grenzfrequenz des Hochpasses immer unter der des Tiefpasses liegt, so aus wie in der Abbildung  zu sehen.
       In diesem Beispiel wird nur ein geringer Teil des Eingangssignals die Filterkombination,den Bandpass, passieren können. Diesen Teil nennt man das Frequenzband. Die Bandbreite sieht man deutlich auf der Abbildung, sie wird jeweils von den Grenzfrequenzen der beiden Einzelfilter gebildet. Diese Bandpassfilterungen sind bei Stage-Synthesizern nur selten zu finden da sie nicht so populär sind und einen Mehraufwand bei der Herstellung bedeuten. Rühmliche Ausnahmen sind OBERHEIMs 2-Voice, 4-Voice und 8-Voice und der SYNTHEX der Firma ELKA.
        Verschiebt man nun beide Grenzfrequenzen mit der gleichen Steuerspannung, was die Regel ist, dann wird das Frequenzband bei gleichbleibender Bandbreite durch den gesamten Hörbereich „gefahren". Bei modularen Systemen hat man ohne weiteres die Möglichkeit, mit   getrennten Steuerspannungen zu arbeiten, was natürlich sehr viel effektvoller sein kann. Nur auf eines muß man dabei achten: Die Grenzfrequenzen müssen sich stets überlappen sonst wird aus dem Bandpass ein „Nopass" (Nopass = Nix passiert = Grabesstille) (schlapper Wortwitz - das !)

Der Bandsperrfilter  (Band Reject, Notch)
       Langsam komme ich mir vor wie ein Goldsucher in Alaska - immer seltener werden die Momente der Freude. Genauso selten findet man auch den Filter, den ich jetzt beschreiben möchte. Dies ist der Bandsperrfilter, der meist Notch genannt wird, wenn er als eigenständige Baugruppe auftaucht. In einem modularen System, unserem zumindest geistiges Modell, verwirklicht man diese Art von Filter durch die Parallelschaltung von Hoch - und Tiefpass. In meinem Frontplattenentwurf sieht man ein Notch-Filter mit fester Bandbreite. Nur deren Lage kann verändert werden.
       Damit diese seltene Filter - Kombination auch korrekt arbeiten kann, muß die Grenzfrequenz des Tiefpasses immer unter der, des Hochpasses liegen. Im anderen Falle würde ja sonst alles, was der Tiefpass sperren kann, den Hochpass ungehindert durchlaufen. Man könnte diese, leider sinnlose „Spezialität" dann vielleicht  scherzhaft „Allpass" nennen. Wie auch immer, auf jeden Fall wäre der Aufwand für den ausbleibenden Effekt zu hoch. Die realen klanglichen Auswirkungen von Bandpass und Bandsperrfilter sind nicht leicht zu beschreiben und so kann ich nur dazu raten, es selbst auszuprobieren. Auf jeden Fall nur etwas für geübte Ohren.
      Alle vier Filterarten auf einen Haufen habe ich bislang nur in einem Seriengerät entdeckt, in den Synthesizer Expander Modulen (SEM's) von Oberheim. Aus diesen SEM´s wurden die alten 2, 4 - und 8 stimmig polyphonen Synthesizer gebaut. Dort gibt es dann auch gleich ein Beispiel für einen wahrhaft phänomenalen 12db Filter. Die Resonanzeigenschaften lassen als einziges zu wünschen übrig, der genannte Oberheim - Filter kommt nur in Resonanz solange man  ein Eingangssignal zuführt (keine Eigenschwingung). Die Bandbreiten   sind jeweils fest eingestellt. Diese Ausstattung dürfte trotz der, für pure Keyboarder problematischen Bedienung, (immerhin sind beim 8-Voice z.B. bis zu 16 VCO´s zu stimmen) zu dem gigantischen Erfolg dieses Konzeptes geführt haben. Diese Synthy’s stehen heute noch trotz aller digitalen- und Computersynthesizern in vielen Studios und auf vielen Bühnen.
 Mein Busenkumpel Norbert schwärmte immer davon, wenn auf der Frankfurter Musikmesse die „Oberheinis" vorgeführt wurden „.... Uahhh -echt, Alter! Wat´n Sound - Das ist kein Baß, das ist ein Beben mit 8.3 auf der Richterskala !.." Nun ja, ich erwähnte es bereits im Vorwort: „..rummsen muß es !"

Steuerspannungen am Filter
        Selbstverständlich können am Filter alle Spannungen zu Steuerzwecken eingesetzt werden die eine entsprechende Größe haben (0 bis 10 V). Gesteuert wird am Filter die Grenzfrequenz. Nur bei wenigen  Systemen weiß ich von einer spannungssteuerbaren Resonanz. Solltet Ihr einmal über  den Begriff  "Tracking Filter" stolpern, so verbirgt  sich dahinter nicht etwa ein neuartiger oder besonders guter Filter sondern nur die Tatsache, daß man die Grenzfrequenz mittels der Tastatursteuerspannung (Keyboard - CV) „mitziehen" kann. Ein Tiefpass öffnet sich also dann zum Beispiel parallel zur ansteigenden Tonhöhe. Also ich halte das wieder mal für einen Witz der Industrie, diese Möglichkeit sollte, ja muß (!) jeder halbwegs vernünftige Filter haben. (beschrieben im Kapitel Resonanz)