Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die weiter oben aufgeführten Module zu einem Synthesizer zusammenzubauen. Nachdem einige Begriffe bereits geklärt sein dürften, möchte ich die verschiedenen Bauformen beschreiben denn es gibt eine große Zahl denkbarer Kombinationen. Im Handel findet man monophone (einstimmige), polyphone (mehrstimmige), programmierbare und nicht-programmierbare, analoge, digitale, modulare, vorverkabelte halboffene Systeme, Stagesynthesizer, Expandereinheiten und und... Zur Übersicht hier die Grundtypen unabhängig davon, ob diese monophon oder polyphon sind:
MODULARSYSTEME
Dinosaurier und Klassiker zugleich.
Jedes Modul hat eine eigene Frontplatte und eigene, von anderen Modulen
unabhängige Elektronik, Regler, Ein- und Ausgänge usw. Bis auf die
Betriebsspannung werden alle zur Klangsynthese notwendigen Verbindungen mit
den sogenannten PATCHCORDS vorgenommen.
Der große Vorteil solcher Systeme
ist die völlig offene Struktur. Jeder Klang, jede noch so „abwegige" Einstellung
kann genutzt werden. Nachteilig ist der relativ hohe Zeitaufwand beim Umstecken
der Patchcords. Aus diesen Gründen findet man MODULSYSTEME meist
nur in Studios. Zu den weit verbreiteten Vertretern dieser „Spezies" gehören
Geräte der Firmen MOOG, POLYFUSION, EMS und EMU (gesprochen: E-mü).
Nebenbei bemerkt ist ein anderer Nachteil der recht hohe Preis für wirklich
gute Systeme. Die erforderliche Präzision ist nicht ohne erheblichen Aufwand
zu erreichen. Halbe Sachen und Sparen am falschen Platz ist kein Weg, wer würde
sich schon einen Porsche kaufen und ihm dann nur Holzräder verpassen ?
Angeboten werden „Billigheimer" schon lange, aber dabei ist die Masse wichtiger
als Klasse.
FINGER WEG VOM BILLIGZEUG - SONST LAUERT DER FRUST
STAGESYNTHESIZER
(vollverkabelt)
Der Hinweis „vollverkabelt"
erklärt schon vieles. Alle Baugruppen sind hinter einer gemeinsamen Frontplatte
untergebracht. Diese werden vom Hersteller mit den wichtigsten Verbindungen,
von denen einige zumeist nur noch abschaltbar oder umschaltbar sind, versehen.
Erweiterungen und Veränderungen sind ohne Lötkolben nicht mehr zu
machen und die Klangvielfalt ist zugunsten der schnellen Bedienbarkeit stark
eingeschränkt. Sozusagen ein FASTFOOD-SYNTHY. Der unumstrittene Vorteil
ist der schnelle Klangaufbau und die damit verbundene Möglichkeit diese
Geräte live auf Bühnen einzusetzen. Heutzutage gibt es praktisch kaum
noch Stagesynthesizer ohne die Möglichkeit der Klangprogrammierung. Nahezu
ein klassisches Beispiel für diese Art ist der Minimoog.
Halboffene Systeme
(teilverkabelt)
Bei diesem Typ
- im Bild Nr.9 der ARP 2600 - handelt es sich eigentlich um einen Stagesynthesizer,
bei dem es möglich ist durch zusätzliche Patchcord - Verbindungen
die intern vorgegebenen Vernetzungen zu ergänzen oder zu ersetzen. Möglich
ist dies durch die Verwendung von Schaltbuchsen, die dann die interne Vorverkabelung
individuell auftrennen. Das Aussehen einiger Vertreter dieser Gattung täu-schen
Modularsysteme vor, mit denen sie jedoch nicht konkurrieren können. Bekannte
Geräte: KORG: MS-SERIE (nicht mit anderen kombinierbar), ROLAND:
Studiosystem 100 und System 100 M, ARP: 2600, EMS: Synthy A und
andere.. Diese Geräte sind bis heute stark nachgefragt und teilweise als
Gebrauchtgeräte erheblich teurer als sie es jemals als Neugeräte waren.
Dies liegt daran, daß sie einen recht brauchbaren Kompromiß zwischen
schneller Bedienung und Klangvielfalt darstellen.
Roland System 100......Original | ...und nach dem Umbau ;-) |
Die elektrische Spannung
Was ist das Wesen einer Spannung?
Versuchen wir eine ganz simple Erklärung: Wasser, auf den Boden gegossen,
verteilt sich so weit wie möglich über den neuen Teppichboden. „Harte
Luft" entweicht so lange zischend aus dem Fahrradreifen bis der Innendruck des
Reifens dem Druck der Außenluft entspricht (der Kenner spricht vom Scheiß-Platten)
und Fahrgäste in öffentlichen Verkehrsmitteln neigen dazu, sich erst
einmal im ganzen Wagen gleichmäßig zu verteilen bevor die ersten
Sitzbänke mehrfach besetzt werden (auweia, wat´n Beispiel!?). Kurz
gesagt: Alles drängt zur Verteilung, zum Ausgleich. In der Physik spricht
man von dem Drang, in einen möglichst energiearmen Zustand zu kommen. Den
Elektronen, den Trägern der elektrischen Ladung, geht es da auch nicht
anders. Die Ähnlichkeiten eines hydraulischen und eines elektrischen Systems
zeigt diese Abbildung.
Der elektrische Strom
Gibt man der Spannung eine Möglichkeit zum Ausgleich,
beginnt ein Ausgleichsstrom zu fließen. Den elektrischen Strom mißt
man in Ampere [A]. Mit etwas
Phantasie entdeckt man schnell die Beziehungen zwischen Strom und Spannung:
Je größer der Ladungsunterschied, die Spannung ist, desto stärker
wird auch der Ausgleichsstrom sein wenn man ihn ungehindert fließen läßt.
Der elektrische Widerstand
Damit es jedoch keinen, im wahrsten Sinne des Wortes, „blitzartigen"
Ausgleich der Ladungen durch einen ungehinderten Ausgleichstrom kommen kann,
fügt man in den elektrischen Kreis Widerstände ein, die dann den Strom
genau dosierbar begrenzen. Die einfachsten Widerstände sind die sogenannten
Ohmschen Widerstände. Andere Widerstände tun mehr als nur Strom begrenzen
und als Nebeneffekt dabei sich selbst und ihre Umgebung zu erwärmen, sie
beleuchten zum Beispiel die Wohnung oder bewegen Maschinen (Glühlampen,
Motoren), alles das sind im elektrischen Kreis Widerstände. Die Maßeinheit
ist, wie sollte anders sein, das Ohm
(Zeichen nicht darstellbar)
Zusammengefaßt:
SPANNUNG = Volt, STROM
= Ampere, WIDERSTAND = Ohm
Mit Hilfe von einigen Händen voll aktiver elektronischer Bauelemente wie Transistoren, Dioden, integrierten Schaltkreisen und anderen Bauteilen wie Widerständen, Kondensatoren usw. kann man schon einen Synthesizer bauen. Wie im Kapitel über die Synthesizer - Idee schon verraten, wählte man als einheitliche Größe für die Tonerzeugung und Steuerung in Synthesizer-Modulen die elektrische Spannung aus. Es gibt (oder gab) zwar am deutschen Markt einmal einen Anbieter, der angeblich stromgesteuerte Baugruppen anbot, ein eher schlechter Gag und der krampfhafte Versuch, minderwertige Technik mit Werbesprüchen zu verhökern! Beenden wir nun endgültig das physikalische Vorgeplänkel und widmen uns nun dem Objekt unserer Begierde. Mit welchen Spannungen arbeitet nun ein Synthesizer?
Die Betriebsspannung
Ohne sie läuft natürlich weniger als gar
nichts. Die Betriebsspannung ist sozusagen das Futter für die Elektronik
und muß in ihrer Höhe absolut stabil sein. Sie darf sich auch bei
schwankenden Umwelteinflüssen wie Temperatur- oder Netzspannungsschwankungen
nicht verändern. Auch bei modular aufgebauten Synthesizern wird diese vom
Hersteller intern vorverdrahtet. Da wir darauf keinen Einfluß nehmen wollen
und können, brauchen wir uns mit ihr nicht weiter zu beschäftigen..
Die Signalspannung
(Signal Voltage = SV)
Signalspannungen sind Wechselspannungen
mit Frequenzen im tonfrequen-ten Bereich. Sie werden nach der Umwandlung in
mechanische Schwingungen in einem Kopfhörer oder Lautsprecher hörbar,
dazu müssen sie jedoch normalerweise verstärkt werden. Synthesisten
und Elektronikmusiker jedweder Art haben verabredet, als Signalspannungen (SV)
nur solche Spannungen zu benennen, die auch tatsächlich hörbar gemacht
werden sollen. Die Höhe der Amplituden beträgt 10 Volt - so will es
das System! (*)
Die Steuerspannung (Control
Voltage = CV)
Steuerspannungen dienen, wie es der
Name unschwer erraten läßt, zur Kontrolle verschiedenster Funktionen
der Synthesizermodule. Ihre Größe bewegt sich in einem Bereich von
0 bis 10 Volt. (*) Es können sowohl Gleich-
wie auch Wechselspannungen verwendet werden. Wird eine „Signalspannung" als
Steuerung eingesetzt, wird aus ihr automatisch eine CV - soweit die Verabredung!
Steuerspannungen steuern meist sehr empfindliche Vorgänge, wie zum Beispiel
die Tonhöhe. Daher kommt es auf allergrößte Präzision an.
Einige Hundertstel Volt Abweichung und schon klingt es nur noch nach Katzenmusik.
Trigger / Gate - Spannungen
(TRIG / GATE)
Einige Module in einem Synthesizersystem
lassen zuvor eingestellte Steuerspannungsverläufe ablaufen wenn sie dazu
einen Startimpuls bekommen. Ein Trigger ist eine na-delförmige Spannungsspitze
die nur kurzzeitig das Spannungsmaximum erreicht. Üblich ist eine Impulsdauer
von nur etwa 50 ms (Millisekunden). Beim Gate ist die Impulsdauer variabel.
(z.B. Länge des Tastendrucks) Die Spannung weist eine Höhe von 5 -
10 Volt auf. (*)
(*) Einige Hersteller halten sich aus offenbar
firmenpolitischen Gründen nicht an Verabredungen. So scheitert der Versuch,
Geräte von KORG oder YAMAHA in ein „normales" Synthesizersystem zu integrieren..
Vielleicht sind schon einige Synthesizerbaugruppen der folgenden Liste vom Namen
her bekannt !? Wenn nicht, ist das auch nicht schlimm, schließlich ist
das mein Job, die Dinger zu beschreiben: Die verschiedenen Baugruppen, ich nenne
sie fortan auch MODULE, werden wie folgt eingeteilt:
|
|
Amplitudenbearbeitung | |
VCO | VCF-Tiefpass | VCA | Envelope-Generator |
NOISE | VCF-Hochpass | (Ringmodulator) | (Ringmodulator) |
Externe Quellen * | VCF-Bandpass | Mixer (passiv) | Sequenzer |
. | VCF-Bandsperre | Vorverstärker (passiv) | CV-Prozessor |
. | Resonanzfilter | . | Sample&Hold |
. | (Ringmodulator) | . | LFO |
. | . | . | Tastatur |
. | . | . | Spielhilfen und |
. | . | . | Externe Quellen * |