Frontplatten - Herstellung und Montage
Dies ist eine Beschreibung, wie ich mir Frontplatten selbst herstelle. Auf die Idee hatte mich ein netter Kollege (Hallo Bernd) gebracht. Ob ich es nun wirklich genau mache wie er, weiß ich nicht, ich kann nur sagen, dass es gut funktioniert.

zahlreiche Hilfslinien erleichtern die exakte Positionierung von Bohrungen und Beschriftungen. Bevor man die Datei dann "druckfertig" speichert oder ausdruckt, müssen diese natürlich entfernt werden. Es lohnt sich wenn man für jedes Frontplattenformat je eine Musterfrontplatte mit allen Hilfslinien und Hinweisen zu Schriftgrößen und -Typen anlegt damit ein System später übersichtlich aussieht und nicht wie ein Wimmelbild

1) ENTWURF
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Zuerst muss mal ein Entwurf her damit die Frontplatten ein einigermassen gleiches Bild abgeben. Zu dem Zweck hatte ich mir die Grundmaße und einige Masse, z.B. wo die Befestigungsbohrungen liegen, wo die Beschriftung sitzt usw. für einfache und doppelte Modulbreiten festgelegt und so eine Art Master-Vorlage gezeichnet.
       Weil ich kein richtiges CAD-Programm habe und es mir auch zu aufwändig ist, mich in ein solches einzuarbeiten, benutze ich einfach CorelDraw für diesen Zweck. Zunächst habe ich die Aussenmaße der Frontplatten festgelegt und die Flächen dann mit Hilfe von "Hilfsrechtecken" aufgeteilt. An den Schnittpunkten verschiedener Rechtecke habe ich dann z.B. die Bohrungen markiert. Ach, ich zeige einfach mal ein Beispiel, einem Ausschnitt.

Ebenfalls wichtig für ein einheitliches Aussehe ist es, gleiche Schriftypen und Größen für gleiche Bedeutungen zu verwenden. Dabei empfiehlt es sich, auf schnörkelige, coole Schriften zu verzichten und sie so zu wählen, dass sie auch bei schlechter Beleuchtung gut zu erkennen sind.
 

Richtig aufwändig ist die Erzeugung von Skalen für Potis. Auch hier unterstützte Bernd (tm) mich und ersparte mir eine Menge Arbeit. Aus einer CAD-Datei bastelte ich eine Corel Draw Datei zurecht. Ich hatte dann nur noch die Größe der Beschriftung und die Farbgestaltung spezieller Skalen angepasst und diese dann als Vorlage gut aufgehoben. Ich möchte die Skalen-Datei auch anderen zugängig machen, deshalb hier ein Bild und den Link zum Download der CorelDraw Datei (ab Version 10). Die Größe der Skalen passt übrigens bestens zu den "Moog-Reglerknöpfen" dei man z.B. bei Synthesizers.com oder bei Das Musikding.de bekommt.
    Die fertigen Frontplatten-Grafiken speichere ich einmal als Corel-Draw Datei und kann dann jedes Detail auch nachträglich noch ändern oder als Grundlage für andere Projekte benutzen. Dann aber kopiere ich so viele von den Grafiken auf je eine A4-Seite (immer mindestens 1cm Randabstand einhalten) und sichere das als PDF-Datei auf einem USB-Stick. (bei Corel Draw geht das über das Datei-Menue "als PDF freigeben" ) Mit dem Stick gehe ich dann zum CopyShop und lasse mir die Datei auf selbstklebender, matter, weißer Folie ausdrucken. Diese Folien sind mechanisch recht stabil obwohl sie dünn sind und wenn das zielgenaue Aufkleben nicht auf Anhieb klappt, kann man sie noch einmal ablösen solange man sie nicht schon fest angedrückt hat - aber dazu später.

Skalen.cdr
Jetzt muss die Blechplatte erst mal bearbeitet werden.
   
Den Ausdruck schneide ich mit einem Cuttermesser exakt zurecht und klebe ihn proviorisch mit einem Klebestift oder Alleskleber auf den Frontplatten-Rohling. (Die Unterseite des Ausdrucks ist ja eine Schutzfolie die später abgezogen wird) Jetzt verrutscht der Druck nicht mehr und ich benutze einen Körner um die benötigten Bohrungen zu markieren, dann die Folie im Ganzen abziehen und zur Seite legen.
Das Bohren muss ich wohl nicht erklären.... erst klein vorbohren, dann größer, zum Schluß alles sorgfältig entgraten und Senkungen für die Schrauben der Abstandshalter nicht vergessen. Dann reinige ich das Blech von Kleberresten (Benzin geht gut und ist billig).
Die Platine wird später auf diesen Stützen (siehe Bild) verschraubt. Damit man die Schrauben an der Frontplatte nicht sieht, verwende ich Senkkopfschrauben die später unter der Folie verschwinden. Die weißen Markierungen der Bohrungen hätte ich auf der Folie auch unauffälliger machen können. Also die Stützen fest verschrauben, eventuell Beilagscheiben verwenden wenn man keine passenden, kurzen Schrauben hat (M3x8) sondern "nur" M3x10 oder wenn man nur 1mm Blech verwendet. Dann schauen die Senkköpfe der Schrauben ein kleines Stück auf der Hinterseite durch und man bekommt die Abstandshalten eventuell nicht fest verschraubt. Die Scheiben lösen das Problem und man kann dann auch auf die zusätzlichen Muttern verzichten. (einfach ausprobieren)
Damit die Front wirklich glatt ist, überprüfe ich ob die Schrauben der Abstandshalter wirklich nicht hervorstehen und fülle die Senkungen und Schlitze der Schrauben entweder mit 2-Komponenten Feinspachtel (Prestolit, Autoschrauber kennen das) oder ich rühre mir eine kleine Menge schnell härtenden 2-Komponentenkleber an. Nach dem Aushärten, schleife ich die Fläche mit Sandpapier glatt. Dann reibe ich die Oberfläche der mit einem fusselfreiem Tuch und ACETON ab damit die Folie auch sicher klebt.
Jetzt wird es "fummelig": Jetzt ziehe ich die Schutzfolie ab und lege es auf eine geeignete Unterlage. (z.B. Schneidunterlage, Bürobedarf) Auf der Folie im rechten Bild sieht man noch die kleinen Löcher vom ankörnen. Die Folie und das Blech nun so genau wie möglich ausrichten und das Blech dabei ganz dicht an die Folie schieben. Dann das Blech langsam auf die Folie ansenken aber noch nicht fest andrücken. Wenn man mit einer Fingerkuppe durch eine der Bohrungen auf die Folie fasst, verrutscht sie auch nicht mehr. Nun die Frontplatte mit der Oberseite nach oben hinlegen und kontrollieren ob die Bohrungen möglichst genau passen. (dazu kann man das Ganze auch mal gegens Licht halten. Die Folie ist recht stabil und wenn man nicht zu grob ist, kann man sie auch noch einmal abziehen und den Sitz korrigieren. Ich streiche dann die Folie mit einem sauberen Tuch glatt, lege anschliessend die Schutzfolie oder ein Blatt Papier auf und streiche die Folie mit einem Kunststoffrakel (ein Lineal tuts auch) fest auf die Metallplatte. Wenn man jetzt das Ganze gegen ein Licht hält und ganz flach drüberschaut sieht man hoffentlich keine Blasen oder eingeschlossene Staubkrümel mehr. Falls doch, versucht man diese zum Rand hin auszustreichen. In hartnäckigen Fällen kann man Bläschen auch mit einer Nadel aufstechen und anpressen. Ganz schlecht ist es, wenn die Metallplatte verschmutzt war, das drückt sich trotz der stabilen Folie durch.
Wenn jemand einen praxiserprobten Tipp hat, wie man Folie und Metallplatte wirklich perfekt passend "vereinen" kann, bitte Bescheid sagen.

Weiter geht's: Ich lackiere die Folie immer indem ich sie 2x mit nicht zu schnell aushärtendem Sprühlack beschichte. Zwischen den einzelnen Lackschichten braucht man nur ein paar Minuten abzuwarten, durchgehärtet ist die Frontplatte dann nach 24 Stunden. Schnelltrocknende Sprühlacke verlaufen nicht so gut und wenn man auf selbstklebendem Papier ausgedruckt hat, kann es winzige Krater von aufgeplatzen Bläschen geben, die dann später hässlich aussehen. Bewährt hat sich bei mir:
OBI - Klarlack seidenmatt "Topfinish"
Auf dem rechten Bild sieht man schon wie die Montage losgeht. Damit die Klinkenbuchsen nicht so weit hervorsstehen, unterlege ich je eine dicke Beilagscheibe (10,5 x 21). Kann man machen, muss man aber nicht ;)

So, die mechanischen Arbeiten sind fast fertig, nur noch die Platine auf den Stützen festschrauben und dann wird alles verkabelt. Die letzten Schritte bevor man das neue Modul ins System einbauen kann:

1) "beten" dass die Schaltungsvorlage stimmt, dass ich keine Fehler beim kopieren des Platinenlayouts und beim bestücken gemacht habe
2) Das Modul das erste Mal mit Strom versorgen und hoffen, dass es läuft
3) Die Schaltung sorgfältig und mit Geduld abgleichen

Abschliessend noch ein fetter Dank an Yves von YUSYNTH. Ohne seine wirklich gründliche Vorarbeit könnte ich solche Nachbauten nicht realisieren. Es wäre wunderbar wenn noch mehr Elektronik-Cracks Projekte so gründlich ausarbeiten und für alle zur Verfügung stellen würden. Einige der Yusynth-Module bedürfen einer Überarbeitung, auch das wäre eine Arbeit die sicher auf große Dankbarkeit in der kleinen DIY-Szene stossen würde. Wenn jemand so etwas machen will, sich aber nicht mit einer Homepage belasten will, ich würde anbieten, die Projekte auf meiner selbstzusammengebauten Page kostenlos zu veröffentlichen.
Ausprobiert müssen die "Dinger" aber schon sein damit sich die frustrierten Bastler nicht reihenweise an Patchcord aufhängen ;)


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