Jedes Teil hatte, wie man sehen kann ein eigenes Gehäuse war auch sonst völlig autark, konnte also mit Geräten anderer Hersteller kombiniert werden. Gebaut und verkauft wurde das hervorragende (soviel darf ich schon vorausschicken) Instrument in den Jahren 1975 bis 1979.
Generelle Bemerkungen:
Das System 100 ist etwa 5 Minuten
nach dem "Kaltstart" stimmstabil. Es arbeitet in allen Wegen nach der intarnationalen
Vereinbarung 1Volt/Oktave mit Amplituden von 0-10 Volt und einem Spannungstrigger
(ab 5 Volt). In meiner Zeit im "Planet Spandau", also im Übungs und Synthesizer-Unterrichtsraum
hatte ich viele andere Geräte an das System problemlos anschließen
können. Unrühmliche Ausnahmen machten da wie immer Synthesizer von
Moog (Kurzschlußtrigger), Korg und Yamaha (beide haben eine andere
CV-Frequenz-Funktion.
Im Falle von Moog reichte ein Transistor als Schalter
im Stecker, beim Korg mußte man sich schon einen CV-Konverter besorgen
und um die Yamaha-Büchsen machten wir einfach einen großen Bogen!
Der Klangcharakter des
Systems ist typisch japanisch: Sehr sachlich und neutral. Vergleiche ich rückblickend
das System mit den heute von deutschen Firmen erhältichen Modulsystemen
fällt eines sofort auf: Es fehlen beim 100er die Nebengeräusche und
Störungen! ;-) Durch einen hervorragenden Abgleich sind Steuerspannungen
und Hüllkurven auch bei voll aufgedrehten Signalwegen nicht zu hören,
nichts knackst beim Tastendruck wenn es das nicht soll, nirgendwo zirpt ein
Dauerton im Hintergrund, nichts brummt, Klasse!
Später, als ich dann höhere Ansprüche an
die Synthese stellte, machten sich einige Engpässe bemerkbar. Viele Wünsche
konnte ich mir einfach dadurch erfüllen, daß ich eine Bohrmaschine
in die Hand nahm und einige Buchsen zusätzlich einbaute um an einige direkt
vorverkabelte Funktionen zu gelangen. Mit diesen Basteleien gab es jedoch keine
Probleme. Ich bedauere noch heute, daß Roland damals Pläne zur Erweiterung
des Systems auf Eis legte und dann das wesentlich schlechtere Pseudo-Modularsystem
100M herausbrachte. Ein derber Rückschritt!
In unseren Synthesizerkursen
gab es kaum etwas, was man nicht mit dem System 100 hätte demonstrieren
können. Ich versuchte mich mit erfolg sogar an extrem modulierten Klängen,
die aus einer Kette wie dieser bestanden: VCO1 mod. VCO2, das Ergebnis dann
VCO3, diese Resultat dann VCO4, dann wieder zurück als Modulation an VCO1
;-) . Da braucht es Geduld und stabile Elektronik! Geduld und Neugier hatte
ich, Roland bot die stabile Elektronik. Doch
nun zu den Details:
Basic Unit 101:
ein völlig
selbstständiger Synthesizer mit einem integrierten Keyboard mit 37 Tasten
(F-F).
Die Tasttatur ist sehr leichtgängig und nicht gewichtet,
also eine "Klappertastatur" wie sie zu der Zeit durchaus üblich war. Während
der ganzen Zeit (bis ca. 1992) machte sie jedoch keinerlei Ärger von gelegentlicher
(2-3 mal) Reinigung der Kontaktschienen zwischendurch mal abgesehen. Zur Klangsynthese
stehen im 101 zur Verfügung:
1 Hüllkurvengenerator (Attack,Decay,Sustain, Release)
, 1 LFO, Portamento, 1 VCO, 1VCF, Noise, 1 Externer Input, 1 VCA. Darüber
hinaus hat das 101 noch einen Kopfhörerausgang und einen Stimmgenerator
mit 440 Hz.
Der Filter ist ein 24db(!) Lowpass,
sehr gut abgeglichen und über den gesamten hörbaren Bereich fast 100%ig
auch tonal (In Resonanz als Quasi-Sinusgenerator) spielbar. das Resonanzverhalten
ist ebenfalls einwandfrei und gut zu beherrschen. Wechselwirkungen zwischen
Resonanz und Frequenz gibt es keine. Der Hochpass ist lediglich ein passiver
6db-Filter. Der ist ziemlich lächerlich und wirkt ein Fremdkörper
;( (einfach nicht beachten!)
Die Zeiten der Hüllkurven sind völlig
ausreichend auch wenn eine exponentielle Atack "knackiger" kommen würde.
Aber wie ich schon sagte: "japanisch-sachlich" ;-)
Der Frequenzumfang des LFO ist tadellos gewählt.
Gut auch die LED zur Zustandsanzeige
Expander 102 :
auf den ersten Blick genau gleich aufgebaut
ist der Expander, eben nur ohne die Tastatur.
Beim näheren Hinsehen bemerkt man aber die Unterschiede. Neben einem weiteren
ADSR, dem VCO, dem VCF und VCA gibt es hier noch einen Ringmodulator an der
Stelle wo beim 101 der Rauschgenerator sitzt und ein Sample&Hold Modul am
Platz des Portamanto-Moduls des 101. Der VCO läßt sich "strong" und
"weak" synchronisieren.
Bemerkenswert sind Sample &
Hold und der Ringmodulator. Beide Baugruppen funktionieren ohne "wenn und aber".
Der Ringmodulator ist tatsächlich ein solcher und kein Nepp wie damals
bei diversen anderen Geräten. Die Synchronisation
funktioniert prächtig und beschert herrlich aggressive Sounds
Mixer 103:
eigentlich nur ein einfacher Mischer mit 4 Eingängen und 2 Ausgängen.
Jeder Kanal verfügt über einen Panning-Regler und einen Effektweg
(monophon, send und return). Die Aussteuerung kann über 2 VU-Meter überwacht
werden. Die beiden Boxen werden von einem für diese Zwecke völlig
ausreichendem Verstärker angetrieben und der Klang läßt sich
noch mit einem integrierten Hallfedersystem aufpolieren.
Mehrere Wochen lang spielten
wir mit insgesamt 5 Leuten und noch mehr Geräten nur über dieses Mischpult.
Irgendwie drehten wir alle möglichen Leitungen zusammen, nicht professionell
- aber es ging. Ich staune noch heute, welche unerwartete Klangfülle
aus dieser Kombination aus Simpel-Mixer, Mini-Verstärker und Hallspirale
zu hören war... kein HiFi, aber eben doch sehr schön!
Sequencer 104:
Der Sequenzer bietet 2 Kanäle mit bis zu 12 Steps, einem Clock-Oscillator
mit variabler gate-Zeit, den üblichen Start/Stop/Continue/Step Tasten.
Dann wäre da noch der Wahlschalter für die Begrenzung der Anzahl der
Steps und ein Umschalter der es möglich macht die normalerweise paralell
laufenden Kanäle hintereinander ablaufen zu lassen. maximal stehen also
1x 24 Steps zur Verfügung.
Keine Probleme, zwar kein
"selected Trigger" aber dazu konnte man zur Not ja auch den 2. kanal nehmen..
;) (Regler zu: Kein Gate, Regler auf: Gate)
Speaker 109:
Zu den Lautsprechern kann ich nicht viel sagen weil
ich diese, um Geld zu sparen selbst gebaut habe. Die Originale sind für
etwas 4 Watt ausgelegt (16-cm Chassis). Ich verwendete einen ebensogroßen
"Koaxial-Kolbenlautsprecher" oder wie die Dinger hießen.
meine Umbauten:
VCO: Den Tune-Reglern verpaßte ich ein 10 Gang-Getriebe
und einen Knopf mit Feststeller.
LFO: die LFO's bekamen eine CV-Out Buchse damit man diese
auch extern oder 2 LFOs in einem Modul benutzen konnte.
ADSR: wieder eine Buchse und einen Umschalter und schon
hatte ich auch eine invertierte Hüllkurve zur Auswahl.
Das größte Projekt war dann der Umbau von 2
kompletten Systemen. Dazu ging ich mit brachialer Gewalt vor und schnitt die
Einheiten aus ihren Originalgehäusen heraus. In ein selbstgezimmertes und
mit ALU verkleidetes Gehäuse schraubte ich sodann die 4 Synthesizer Einheiten,
in ein weiteres Gehäuse die beiden Sequenzer 104 nebst einer selbstgebastelten
Erweiterung für Selected Trigger und dann noch von einem PPG Sequenzer.
Beide Gehäuse bekamen dann eine Multicore-Verbindung und Patchbays so daß
ich bei dem Konzept der variablen Vorverkabelung blieb und mich nicht mit meterlangen
Patchcord rumärgen mußte. Später ergänzte ich die VCOs
noch durch einen Aufsatz mit einem BME-3fach VCO.
Beispielsequenzen
mit diesem System (mit Echo)
Sequence
1 Sequence
2