Vor einiger Zeit bei einem Aufenthalt in München nutzte ich die Gelegenheit, um mir das Modularsystem A 100 im Music Shop in der Siegesstraße näher anzusehen. Das A-100 hatte mich vom Katalog her eigentlich überzeugt, auch die Modulvielfalt erschien mir vielversprechend. Ich hatte leider nur eine gute halbe Stunde Zeit und so konnte ich nur einige, wenige erprobte „Standardtests" durchführen doch was ich da erfahren konnte, schreibe ich hier mal kurz auf:
Mechanik:
Für meinen Geschmack ist alles etwas
zu klein und eng geraten, die Bedienung wird dadurch erheblich erschwert. Die
Lackierung dürfte ebenfalls etwas benutzerfreundlicher sein, man könnte
vielleicht die Grenzen eines Moduls durch einen Farbrand optisch herausheben,
die silbernen Frontplatten wirken so etwas zu sehr "selbstgemacht". Nicht
gerade zur Übersicht trägt bei, daß bei verschiedenen Modulen
Regler mit gleichen Funktionen ohne Not an unterschiedlichen Plätzen auf
den einzelnen Modulfrontplatten angebracht sind, es geht also kaum ohne Suche
ab. Ansonsten erfreulich: Die Regler und Schalter sind fest montiert und wackeln
nicht. (so etwas habe ich nämlich auch schon erlebt!)
Wirklich enttäuscht war ich allerdings durch die mangelhafte Funktion der getesteten Module:
VCF: (Multimode /12dB)
* bei Ansteuerung durch die Keyboard - CV stimmt die Spreizung nicht,
schon in der 2. Oktave deutlich verschoben, nicht mehr stimmrein. (Resonanzfrequenz
musikalisch nicht nutzbar)
* bei 100% Resonanz schwingt der LP-Filter in höheren Grenzfrequenz-Bereichen
einwandfrei. Wird jedoch der Fgrenz-Regler schnell auf tiefere (ca. 50%) Bereiche
gestellt, bricht die Amplitude der Sinusschwingung nach 1-2 Sekunden zusammen.
Ein erneutes Anschwingen erfolgt erst durch ein erneutes „Aufdrehen" des TP.
Insgesamt macht das schwer zu kontrollierende Resonanzverhalten
einen mangelhaften Eindruck. Die Resonanz ist außerdem abhängig von
der Amplitude des Eingangssignales - unbrauchbar!
ENVELOPE:
Mit dem Bereichsumschalter und den großzügigen
Zeiten im Großen und Ganzen gut gelungen. Was ich in der Kürze der
Zeit nicht feststellen konnte: Ob die CV-Bereiche (Output) auch wirklich alle
Module voll durchsteuern können, soll heißen: Ob die CV am Ausgang
auch die volle Höhe (10 Volt) erreicht - ich weiß also nicht sicher,
ob der folgend beschriebene Mangel am Filter oder am Envelope liegt:
* Ein wirklich großes Handicap stellt die Tatsache
dar, daß sich der o.g. Filter von der Hüllkurve nicht voll durchsteuern
läßt. Mein Test: Bei angelegter Signalspannung am Filter wird
dieser geschlossen (Fgrenz auf 0%). Mit dem SUSTAIN -Regler des ADSR während
stehendem GATE-Impuls die maximal mögliche CV an den Filter schicken (dort
ist natürlich der Abschwächer „offen") Obwohl der Filter nun
total "offen" sein müßte, kann man den ihn manuell noch weiter
öffnen: Es fehlen schätzungsweise 10-20 entscheidende Prozent.! Natürlich
kann dies auch am Filter liegen (s.o) , trat aber auch am 24 dB Filter auf und
dann wären beide Filter schlecht. In der Praxis bedeutet das, daß
man keine echt "knackigen" Filtereinsätze erwarten darf und daher alles
immer ein wenig schlapp klingt.
RINGMODULATOR:
* Leider auch hier kein korrektes Ergebnis: X*0 = >0 oder Y*0 >0, soll heißen:
Trotz jeweils fehlendem Signal auf X oder Y erscheint
am Ausgang ein Signal. Für einige Anwendungen bei der Steuerspannungsverarbeitung
und bei hochmodulierten Signalspannungen ist das nicht ausreichend. Ein wirklich
unnötiger Fehler den man aber leider oft begegnet.
VCA:
* Die Steuerspannung schlägt deutlich hörbar
auf den Ausgang durch. Die Tauglichkeit des VCA bei der Bearbeitung von
CV´s konnte ich leider aus Zeitmangel ebenfalls nicht mehr prüfen.
MIDI-Converter
Der
gehört scheinbar auch zu dem System, taugt aber nicht viel (MIDI-CV Konverter).
Die Einstellung ist recht mühsam und "er steigt ständig aus" So berichtete
es mir jedenfalls der Verkäufer..
Handling:
* teilweise traten erhebliche Störungen auf, wenn man die Stecker
der Patchcords an der Spitze anfaßte. Das kannte ich bisher nur vom alten
Analog-Sequenzer der Firma PPG, den konnte man sogar mittels Fingertippen triggern
(!) - sollte aber nicht zum Vorbild dienen!
Der SEQ 16/3
ist von seinen Möglichkeiten her wirklich gut gelungen!
Toll wäre eine Möglichkeit den Speicher für Sequenzen nachträglich
zu erweitern. Auf jeden Fall würde ich den wackligen Potis, die im
Betrieb ja sehr intensiv genutzt werden sollen, gut passende Lagerhülsen
verpassen. Ich hatte mal einige Zeit lang den o.g. PPG-Sequenzer, der
regelmäßig ausfiel weil die Regler oder Umschalter auf der Platine
Kontaktprobleme bekamen. Ähnliche Probleme hatten auch die User der Pro-One
Synthesizer von Sequential. Diese wirlich tollen Lead-Synthys "starben" oft
viel zu früh weil sich die Potis aus der Platine lösten. Ein typischer
Fall von: Nicht nachgedacht und/oder am falschen Ende gespart
Fazit:
Für einige Anwendungen bei Sequenzen und
für analoge Effekte ist das A-100 sicher brauchbar. Das System für
Anfänger zu empfehlen macht mir Bauchweh: Die verlieren doch die Lust,
wenn's vorne und hinten klemmt! Die Zielgruppe sind wahrscheinlich Leute,
die mal eben auch ein wenig mit Sounds rumbasteln wollen. Für ernsthaften
Einsatz eher nicht zu empfehlen.
Schade, ich hätte gerne mehr Zeit gehabt. Diese Mängel faßte ich in einem Brief an die Fa. Doepfer zusammen. Von dort ging man kaum auf Einzelheiten ein, gab aber z.B. zu, man könne den "Durchgriff" auf den Filter durch austauschen eines Widerstandes verbessern.. usw. Ich will doch aber ein Instrument kaufen und keinen Elektronik-Baukasten !? "Im übrigen sei das eben bei dem Verkaufspreis nicht anders zu machen", hieß es, und die Zielgruppe würde nun mal nicht mehr ausgeben wollen. Auch einige Zeit später, als ich bei Doepfer nach Verbesserungen fragte, bekam ich die gleiche Antwort: Unsere Kunden wollen nicht mehr zahlen und sind mit dem Gerät zufrieden, wie es ist. Tja, Ich suche nach einem Modularen System - gehöre wohl aber nicht zur Zielgruppe der kritiklosen Knöpfchenfummler..